Die KI-Superwoche: GPT-5.1, Gemini 3 und Grok 4.1
Viel Wind, viel Intelligenz?
Hast du in den letzten Tagen deinen Feed auf Linkedin / X oder anderen Plattformen verfolgt? Dann hast du es sicher gemerkt: Es ist einiges los in Sachen KI. Wir haben 2025 zwar schon einige Releases gesehen, aber die letzten 7 Tage waren erstaunlich. Es wirkt fast abgesprochen: Innerhalb einer Woche haben die drei großen Player (Anthropic lässt sich vielleicht noch ein paar Tage Zeit?) ihre neuen Flagschiffe vom Stapel gelassen. OpenAI bringt GPT-5.1, Google kontert mit Gemini 3 und Elon Musks xAI wirft Grok 4.1 in den Ring.
Für Unternehmen stellt sich schon lange nicht mehr die Frage OB KI eingesetzt werden soll, sonder vielleicht eher “Welches Monster brauche ich wofür?”. An dieser Stelle möchte ich kurz zusammenfassen, was passiert ist. Außerdem zeige ich, warum alle drei Modelle an einem Bier scheitern.
Was wurde veröffentlicht?
Damit du den Überblick behältst, hier der Überblick der Releases der letzten Woche:
1. OpenAI: GPT-5.1 (Der Denker)
Pitch von OpenAI: “A smarter, more conversational ChatGPT”
Wann: Letzten Donnerstag (13.11.)
Das Neue: OpenAI hat auf das Feedback gehört, dass GPT-5 oft zu "roboterhaft" war. Version 5.1 führt zwei Modi ein: Instant (schnell & locker) und Thinking.
Besonderheit: Das Modell nutzt “Adaptive Reasoning”. Es entscheidet jetzt selbstständig, wie viel Zeit es zum Nachdenken braucht, bevor es antwortet. Bei einfachen Fragen schießt es sofort los, bei komplexen Strategie-Themen nimmt es sich eine "Denkpause" (ähnlich wie ein Mensch).
2. xAI: Grok 4.1 (Der kreative Kumpel)
Pich von X: Habe ich keinen gefunden
Wann: Anfang der Woche (17./18. Nov.) - ich habe die Mail dazu am 18.11. bekommen. Es gab wohl einen Silent Rollout seit dem 01.11.
Das Neue: Grok hat massiv an “Emotionaler Intelligenz” (EQ) zugelegt. Es positioniert sich als das Modell mit der meisten Persönlichkeit.
Besonderheit: Es ist weniger zensiert und mutiger in den Antworten. Allerdings zeigen erste Tests auch, dass es dazu neigt, dem Nutzer nach dem Mund zu reden (dazu gleich mehr beim Benchmark).
3. Google: Gemini 3 (Der Agent)
Pitch von Google: “A new era of intelligence with Gemini 3”
Wann: Gestern (18.11.)
Das Neue: Google integriert das Modell tief in sein Ökosystem. Gemini 3 ist nicht nur ein Chatbot, sondern ein echter multimodaler Agent.
Besonderheit: Es versteht Video und Audio fast in Echtzeit. Du kannst ihm ein Video von einer Maschinenhalle zeigen und fragen: “Wo ist der Sicherheitsverstoß?”, und es markiert die Stelle im Video.
Kann ich die neuen Modelle bereits in Deutschland nutzen?
An dieser Stelle kommt eine gute Nachricht (so war es bei früheren Releases ja nicht immer): Alle drei Modelle sind in Deutschland verfügbar. Ohne Tricks, ohne VPN.
GPT-5.1: Verfügbar für alle ChatGPT Plus und Team Nutzer.
Tipp: Du musst oben im Modell-Picker explizit “GPT-5.1 Thinking” auswählen, sonst bleibst du oft im alten Standard-Modus hängen.
Gemini 3: Laut Google Website ist Gemini 3 verfügbar für alle in der Gemini App (kostenfreier Google-Account genügt) und für Abonnentinnen und Abonnenten von Google AI Pro und Ultra im KI-Modus in der Google Suche. Ich habe es in meinem Workspace Account sofort entdeckt, konnte es aber jetzt auch im privaten Google-Account finden:
Hinweis: Wenn du es noch nicht siehst: Browser-Cache leeren.
Noch ein Hinweis: Es gibt Limits, z.B. bei der Bildgenerierung. Mit meinem Workspace Account konnte ich mit dem neuen Modell Gemini 3 Pro insgesamt 3 Bilder erstellen und muss nun ca. 8 Stunden warten, bis ich wieder Bilder erstellen kann.
Grok 4.1: Über die Website für alle verfügbar- auch ohne Anmeldung. Also gerne einfach hier testen.
Welches Modell ist das Beste?
Aktuell (Stand 19.11.) liegt Gemini 3 wohl in fast allen bekannten Benchmarks auf dem ersten Platz, z.B.
Hier liegt Gemini mit 37,2% deutlich vor GPT-5.1 (26,5%)
Insgesamt liegt Gemini 3 im Artificial Analysis Intelligence Index mit 73 Punkten knapp for GPT-5.1 mit 70 Punkten. Preislich spielen alle Modelle in einer ähnlichen Liga, sodass dies vermutlich kein entscheidendes Kriterium sein dürfte.
Doch was bedeutet dies für die Praxis?
Benchmarks sind Laborwerte. Sie testen oft akademische Extremfälle oder komplexe Logik-Rätsel, die mit dem echten Unternehmensalltag herzlich wenig zu tun haben. Ob ein Modell nun 91,2 % oder 93,5 % bei einem Mathe-Test erreicht, ist völlig irrelevant, wenn dein Ziel darin besteht, eine freundliche E-Mail an einen Kunden zu schreiben oder ein Meeting-Protokoll zusammenzufassen. Die Wahrheit ist: Für 95 % der normalen Aufgaben in deinem Unternehmen reichen nicht nur alle drei neuen Modelle völlig aus – oft sind sogar die “alten” Vorgänger (wie GPT-4o oder Gemini 1.5) mehr als gut genug und dabei oft günstiger oder schneller. Jage nicht jedem Benchmark hinterher, wenn du eigentlich nur ein solides Werkzeug brauchst. Und vielleicht sind sogar kleine Open Source Modelle für dich und dein Unternehmen interessant.
Der Bier-Test: Warum High Tech an Banalitäten scheitert
Jetzt wird es lustig (und lehrreich). Ich habe alle drei Super-Intelligenzen einem simplen Stresstest unterzogen. Keine Quantenphysik, sondern eine einfache Bild-Anfrage. Hier mein Prompt:
„can you please generate a photorealistic image of a red-haired man with black glasses drinking a beer in Koblenz at the rhine river with his left hand? he is left handed, so the glass is in his left hand“
Das Ergebnis?
Es ist beeindruckend, welche Details meiner Heimatstadt auf den Bildern im Hintergrund erscheinen. Im Wesentlichen jedoch versagen alle Modelle:
GPT-5.1: Der Mann hält das Glas rechts.
Gemini 3: Der Mann hält das Glas rechts.
Grok 4.1: Der Mann hält das Glas rechts.
Warum versagen die “klügsten” Modelle der Welt hier?
Das Problem liegt nicht in der Intelligenz, sondern in den Daten. KIs sind statistische Maschinen. Sie lernen Wahrscheinlichkeiten. In vermutlich mehr als 90% aller Fotos im Internet, auf denen Menschen trinken, nutzen sie die rechte Hand (Statistik der Weltbevölkerung). Wenn das Modell “Mann trinkt Bier” hört, ist die statistische Wahrscheinlichkeit für “rechte Hand” so überwältigend groß, dass sie das kleine Wörtchen "links" in deinem Prompt einfach überschreibt. Das Modell "halluziniert" die Normalität, statt deiner Anweisung zu folgen.
Was lernen wir daraus für den Business-Einsatz?
KI ist kein Logik-Monster, das Befehle stur befolgt. Es ist eine Wahrscheinlichkeits-Maschine. Wenn du Ergebnisse willst, die vom Standard abweichen (z.B. eine unübliche Marketing-Strategie), musst du extrem präzise prompten und gegen die Wahrscheinlichkeit anarbeiten. Ich habe allerdings wirklich schon alles versucht und konnte es bisher nicht schaffen, das Bier in die linke Hand zu prompten…
Fazit und Empfehlung
Wir haben den Luxus der Auswahl. Und die Qual der Wahl. Meine Empfehlung für den Start in diese Woche:
Nimm GPT-5.1, wenn du komplexe Probleme durchdenken musst
Nimm Gemini 3, wenn du viele Dokumente oder Videos analysieren musst
Nimm Grok 4.1, wenn du lockere Social-Media-Posts brauchst
Die Werkzeuge sind schärfer geworden. Jetzt liegt es an uns, sie richtig zu führen. Wichtig ist auch: alle drei spielen in der 1. Liga, letztlich ist es eine Frage der Präferenz, für welches Modell du dich entscheidest.
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