State of AI 2025, GenAI Nutzung und Green Coding: Mein Vortrag an der Universität Potsdam
Heute war ich an der Universität Potsdam zu Gast. Das Thema meines Vortrags lautete „AI, Sustainability and You – GenAI in 2026 and Beyond“.
Bevor ich auf die Inhalte eingehe, ein großes Dankeschön an Prof. Dr. Marcus Grum für die Einladung in seine AIBAS-Vorlesung und an Marcel Rojahn. Es ist immer wieder erfrischend, aus der Business-Bubble der KI-Beratung herauszutreten und mit Studierenden zu sprechen. Denn während wir in Unternehmen oft über Lizenzen und ROI diskutieren, stellt die nächste Generation ganz andere Fragen: „Wie verändert das meinen zukünftigen Job?“ oder „Ist das überhaupt ökologisch vertretbar?“.
Mein Vortrag deckte drei Dimensionen ab, die für Studierende genauso relevant sind wie für den deutschen Mittelstand: Die technische Evolution, der ökologische Fußabdruck („cleanIT“) und der Faktor Mensch.
State of AI: Vom Spielzeug zur Infrastruktur
Wir haben das Jahr der Prototypen hinter uns gelassen. 2025 war zweifellos das Jahr der AI Agents. Also KI-Systeme, die nicht mehr nur chatten, sondern autonom Aufgaben erledigen. OpenAI verzeichnet inzwischen über eine Million Business-Kunden, und wir sehen, dass sich die Nutzung massiv vertieft.
Was mir wichtig war zu betonen: Es gibt eine massive Adoption Gap. Die Top 5% der Nutzer – die sogenannten „Frontier Workers“ – nutzen KI nicht nur häufiger, sie nutzen sie anders. Sie lassen KI coden, analysieren, schreiben und strukturieren. Der Rest tippt ab und zu eine Frage ein. Für Unternehmen (und Studenten) bedeutet das: Der Wert kommt aus der Tiefe der Nutzung, nicht allein aus dem Zugang zur Technologie.
Europas Chance: Spezialisierung statt „Size matters“
Wenn wir nach vorne schauen und uns fragen, was das Jahr 2026 bringt, lohnt sich ein Blick auf unsere Rolle in Europa. Müssen wir im Rennen um das größte Foundation Model mit den USA konkurrieren? Vermutlich nicht, denn die Investment-Lücke ist gigantisch (Faktor 20 in Hinblick auf private Investments in KI-Startups).
Aber Europa hat andere, vielleicht nachhaltigere Trümpfe in der Hand. Unsere Chancen für die kommenden Jahre liegen nicht in der reinen Masse an Parametern, sondern in der Tiefe der Anwendung:
Spezialisierte Industrie-AI: Wir sind Weltklasse im Ingenieurwesen, in der Robotik und in komplexen Fertigungsprozessen. Genau hier können wir „Industrial AI“ und digitale Zwillinge bauen, die tiefes Domänenwissen erfordern.
Trustworthy AI & Regulierung: Oft als Bremse verschrien, kann unsere strenge Regulierung zum Qualitätssiegel werden. Vertrauenswürdige KI, Datensicherheit und globale Standardsetzung sind Exportschlager in einer Welt, die zunehmend skeptisch auf „Black Box“-Modelle blickt.
Spitzenforschung: Wir haben eine extrem starke Basis an Talenten und Forschungseinrichtungen. In Kombination mit einem Fokus auf Open Source können wir hier Innovationen treiben, die nicht hinter verschlossenen Konzern-Türen passieren.
2026 wird vielleicht nicht das Jahr des noch größeren Modells, sondern das Jahr, in dem wir KI sicher und wertschöpfend in die physische Welt der Industrie bringen.
cleanIT: Der Elefant im Serverraum
Ein Thema, das mir besonders am Herzen liegt, ist die Nachhaltigkeit. Das Training und die Nutzung der großen Sprachmodellen verbrauchen viel Energie. Aber wir sind dem nicht hilflos ausgeliefert. In der Vorlesung habe ich gezeigt, dass Software-Design einen riesigen Unterschied macht. Sprachen wie C oder Rust sind im Vergleich zu Python extrem energieeffizient. Für die Praxis bedeutet das: Architektur entscheidet. Nutzen wir Serverless Computing? Wählen wir Cloud-Regionen, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden? Müssen wir immer das größte Modell nehmen, oder reicht ein destilliertes Modell?.
Fazit & Ausblick
Ob an der Uni oder im Mittelstand, die Herausforderung bleibt die gleiche: Wir müssen aufhören, KI nur als Spielerei zu sehen. Wir brauchen nachhaltige Architekturen , wir müssen Verantwortung für den Energieverbrauch übernehmen und wir müssen lernen, KI als „Rechner für das Denken“ zu nutzen.
Dies ist mein letzter Blogbeitrag für dieses Jahr. Es war ein wilder Ritt durch das Jahr der Agenten. Ich wünsche euch allen, meinen Lesern, Kunden und Partnern, ein frohes Weihnachtsfest, erholsame Tage und einen fantastischen Rutsch in das neue Jahr 2026.
Lasst uns im nächsten Jahr gemeinsam daran arbeiten, KI nicht nur größer, sondern besser, nützlicher und nachhaltiger zu machen.
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